Heutiger Iran – eine kleine Kultur-Geschichte
In Anbetracht des großen geografischen Raumes und der vielfältigen Epochen kann man vor dem Großreich der Achaimeniden (600-400 v.Chr.) keine einheitliche kulturelle Entwicklung im Bereich des Irans feststellen.
Der Beginn der Dauerbesiedelung und der Nahrungsmittelerzeugung (erste Bauern) setzt mit dem jüngeren Neolithikum (Neolithikum = Steinzeit), 6500-5500 v. Chr., ein.
Hier treten die ersten bemalten Keramiken auf. Auch werden kleine Figuren aus Ton (Idolfiguren) getöpfert.
Im 4 Jahrtausend v.Chr. wurde in Elam (dem heutigen Khuzistan) das Reich der „Könige von Anzan und Susa“ gegründet.
Das elamische Königreich währte 1000 Jahre.
Seinen Niedergang leiteten die Babylonier ein, als sie 1325 v.Chr. Susa besetzten. Nach 646 v Chr. Fiel Elam den Persern zu, die sich um 700 v.Chr., aus einem Nomadenvolk kommend, im Südwest-Iran ansiedelten und sesshaft wurden.
Ähnlich erging es den Stämme im heutigen Süd-Iran. Dort herrschte eine Stadtzivilisation in der Provinz Fars in der seit ca. 3000 v. Chr. dünnwandige, bemalte Gefäße entstanden. 2300 v. Chr. brach eine semitische Invasion aus dem Osten herein und setzte die Städte in Brand.
Auch den Medern, sesshaft ab dem 8 Jh. V. Chr. im Gebiet des Nordwest-Irans, erging es nicht anders. Zuerst waren sie kriegerisch erfolgreich gegen die Perser. diese mussten sich zwar nicht völlig aufgeben, sich den Medern jedoch unterordnen. 612 v. Chr. Stürzten sie das Assyrerreich. Und um 585 v. Chr. War der Höhepunkt ihrer Machtentfaltung (mit Ausläufern bis in die Türkei) erreicht. Allerdings hatten sie wiederum gegen den Volksstamm der Achaimeniden keine Chance und wurden 550 v. Chr. besiegt.
Die Achaimeniden regierten bis 330 v. Chr.. Dann bezwang sie Alexander der Große.
So ist Geschichte. Die einen kommen, die anderen gehen. Und immer wird es einen geben, der das bestehende Reich zerstört, um seinen Einfluss geltend machen zu können….
Iran in frühgeschichtlicher Zeit (Kulturepochen)
- Jüngeres Neolithikum 6500-5500 v.Chr. (Neolithikum=Steinzeit)
- Älteres Chalkolithikum 5500-5000 v.Chr. (Chalkolithikum=Kupferzeit).
- Mittleres Chalkolithikum 5000-45000 v.Chr.
- Jüngeres Chalkolithikum um 4500-2900 v.Chr.
- Frühe Bronzezeit um 2900-2000 v.Chr.
- Mittlere- und Jüngere Bronzezeit um 2000-1300 v.Chr.
- Eisenzeit I um 1500-900 v.Chr.
- Eisenzeit II um 1000-800 v.Chr.
- Eisenzeit III 800-600 v.Chr.
Iran in der Antike (Volksstämme)
- Meder um 674-550/49 v.Chr.
- Achaimeniden um 558-330 v.Chr.
- Alexander der Große 334-323 v.Chr.
- Seleukiden 312- um 139/38 v.Chr.
- Arsakiden (Parther) um 247/38 v.Chr. – 224 n.Chr.
- Sasaniden 224-651 n.Chr.
Ungefähre geografische Gliederung antiker Kulturzentren auf dem Gebiet des heutigen Irans:
Zentral-Iran (Zandjan bis Isfahan), Nord- Nordwest-Iran Gilan und Azerbaidjan), Nordost und Nord-Iran (Chorasan und Mazandaran), Süd-Iran (Fars), Südwest-Iran (Khuzistan), Südost-Iran (Kerman, Beluchistan und Sistan) und West-Iran (Kurdistan und Luristan).
Von diesen sieben Kulturzentren habe ich mich bis jetzt mit Dreien näher beschäftigt:
Zentral-Iran, Südwest-Iran und Nord-Nordwest-Iran.
Zentral-Iran (Zandjan bis Isfahan)
Zentralplateau. Ein Wüsten- und Steppengebiet, an dessen Rändern wichtige Siedlungen, wie z.B. Siyalk (auch oft Sialk geschrieben) liegen.
Tepe Siyalk ist ein Siedlungshügel, wo schon 5000 v. Chr. (Siyalk II genannt) eine schwarz bemalte Keramik auf rotem Grund hergestellt wurde. Auch 3500 v. Chr. (in Siyalk III) behielt man diese Farbkombination bei. Nun kam die Töpferscheibe und die Kupferverarbeitung auf. 1000-900 v.Chr., in der Siyalk B-Zeit, wurde rot bemalte Keramik auf cremefarbenem Scherben hergestellt. Das Rot wurde durch Ocker im oxidierenden Brand erzeugt. Die oft schnabelförmigen Gefäße haben eine besondere Ausstrahlung. Siyalk B wurde zu Beginn des 10 Jh. v.Chr. gegründet und 800 n.Chr. von den Assyrern zerstört.
Südwest-Iran (Khuzistan)
Es grenzt im Westen an Irak und im Süden an den persischen Golf.
Hier fand man die mit stilisierten Tieren bemalten, bis zu 28 cm hohen und bis zu vier Liter fassenden, Becher. Wunderschön!
Susa war mit seiner ersten Siedlung um 3900-3500 v.Chr. eines der Ursprungsorte der bemalten Keramik. Kaum einer konnte handwerklich diese Drehscheibenkeramik übertreffen.
In den Palästen von Susa gab es in neuelamischer Zeit emaillierte Tonfliesen in Gelb, Blau und Weiß. Sie gelten als Vorläufer der zinnweißen Fayencen.
Lehmofen
Im 7 Jh.v.Chr. wurde Susa von den Babyloniern erobert und Elam verschwand aus der Geschichte. Um 538 v.Chr. wurde Susa eines der vier Hauptstädte des achaimenidischen Reiches. Es treten wieder Schmelzfarbenmalereien auf Wandziegeln auf. In islamischer Zeit (um 13 Jh.n.Chr.) wurde der Ort verlassen.
Nord-Nordwest-Iran
(Gilan und Aserbaidjan)
Der iranische Teil von Aserbaidjan, der in eine östliche und eine westliche Provinz dieses Namens gegliedert ist, grenzt im Westen an die Türkei, im Norden an die Republik Armenien und Azerbaidjan (seid 1991).
Hier liegt das Gräberfeld Marlik Tepe. Marlik ist ein Ort in der Provinz Gilan. Es liegt am Südwestufer des kaspischen Meeres. Hier wurden fünfzig Königsgräber aus der Zeit zwischen 1350 und 883 v.Chr. gefunden. Neben Keramik wurden auch viele Waffen und sonstige Metallgegenstände gefunden. Da die Franzosen die ersten Ausgrabungsrechte hatten, findet man heute viele Stücke im Louvre (Paris). Aber auch das iranische Nationalmuseum kann mittlerweile einen großen Schatz aufweisen.
Seit 1250 v.Chr. waren hier Ackerbauern sesshaft, die den Stier verehrten. In seinem Sternbild kündigten die Plejaden im Mai die Ernte an und erinnerten im Oktober an die Aussaat (Plejaden=Siebengestirn. Mit bloßem Auge sichtbarer, offener Sternhaufen im Sternbild Stier). So ist es nicht verwunderlich, dass Krüge in Form von Zebu Rindern (Buckelrind), versehen mit Lebenswasser, den Toten mit in das Grab gegeben wurden. Sie sollten so die Wiedergeburt ermöglichen. Einzelne Gräber weisen gleich mehrere solcher Gefäße auf.
Die holen Figuren-Gefäße (es gab auch Rind-, Packesel-, Ente- und Hirsch-Figuren) wurden aus einem grau brennendem Ton modelliert, der mit roter Engobe überzogen und poliert wurde. |